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Aufgabe 8
Kreuze die richtige Antwort an.

Die Familie lebte unter anderem vom Eintrittsgeld, das sie für den Besuch ihrer Tiere verlangte.
  • richtig
  • falsch
  • man weiss es nicht
Mögliche Punktzahl: 2, erreichte Punktzahl: _
Der Grossvater lebte im Kosovo mit Merals Familie im selben Haushalt.
  • richtig
  • falsch
  • man weiss es nicht
Mögliche Punktzahl: 2, erreichte Punktzahl: _
Sarah bezweifelte als Zweitklässlerin den Wahrheitsgehalt von Merals Geschichten.
  • richtig
  • falsch
  • man weiss es nicht
Mögliche Punktzahl: 2, erreichte Punktzahl: _
Während sich Merals Familie in der Schweiz um Asyl bewarb, arbeitete die Mutter als Übersetzerin.
  • richtig
  • falsch
  • man weiss es nicht
Mögliche Punktzahl: 2, erreichte Punktzahl: _
Meral ist sich nicht sicher, ob Sarah sie in der kommenden Woche wirklich anrufen wird.
  • richtig
  • falsch
  • man weiss es nicht
Mögliche Punktzahl: 2, erreichte Punktzahl: _
Meral behauptet, sie wolle die Ohren von Sarah schonen.
  • richtig
  • falsch
  • man weiss es nicht
Mögliche Punktzahl: 2, erreichte Punktzahl: _
Am Anfang des Gesprächs in der Altstadt kennt Meral die aktuelle Adresse von Sarah.
  • richtig
  • falsch
  • man weiss es nicht
Mögliche Punktzahl: 2, erreichte Punktzahl: _
Meral hat eine ältere Schwester.
  • richtig
  • falsch
  • man weiss es nicht
Mögliche Punktzahl: 2, erreichte Punktzahl: _
Meral hat mehrere Cousinen.
  • richtig
  • falsch
  • man weiss es nicht
Mögliche Punktzahl: 2, erreichte Punktzahl: _

# Elefanten im Garten

Ich schlenderte durch die Marktgasse und traf zufällig auf Sarah. Sie sah aus wie früher. Wenn ich Sarah auch Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte, erkannte ich sie dennoch sofort wieder. Sarah war zurückhaltend. Bei der Umarmung, bei der wir uns zur Begrüssung drückten, war ich diejenige, die fester drückte. Sie habe nicht viel Zeit, sie müsse gleich weiter, sagte sie zu Beginn mit einer so leisen Stimme, als wollte sie meine Ohren schonen. Ob sie nicht doch Zeit hätte, mit mir wenigstens eine Tasse Tee trinken zu gehen? Sie habe keine Zeit, wiederholte sie und lächelte dabei verlegen, als ob ich die Wahrheit nicht ertragen könnte. Ich erinnerte mich an eines unserer ersten Gespräche zurück, als habe es erst gestern und nicht vor zwanzig Jahren in der zweiten Klasse der Primarschule stattgefunden.

Ich erklärte Sarah damals scheinbar gleichgültig: «Im Kosovo wohnten wir vor dem Krieg ausserhalb des Dorfes, wir hatten Elefanten im Garten. Der kleinste steckte seinen Kopf durch das Fenster in mein Zimmer im Erdgeschoss und wollte mit Nüssen gefüttert werden. » «Wie Dumbo, der Elefant aus dem Trickfilm? », wollte Sarah staunend wissen. «Ja, genau wie der hat er geheissen. » Dieser Name passte gut zu ihm. Ich hätte auf die Schnelle keinen besseren erfinden können. «Ich wollte noch eine Giraffe, doch mein Vater meinte, die würde dann sogar noch über die Fenster der zweiten Etage hinauswachsen, sodass die Leute im Dorf sie sehen könnten. Wir aber wollten unsere Tiere geheim halten, damit niemand sie uns wegnehmen konnte. » «Weshalb sollte euch jemand die Tiere wegnehmen, Meral? Und habt ihr die Tiere mit in die Schweiz genommen? »

Sarah war misstrauisch meinen Geschichten gegenüber. Jedes Mal, wenn ich ihr damals von meiner Heimat erzählte, stellte sie mir viele Fragen. «Wir hatten sogar einen Löwen im Garten, der war gefährlich. Einmal hat der Löwe meinen Gross vater angegriffen, doch der hat sich selbst helfen können. Tausend Kriege hatte er da schon erlebt, da war ein Löwe rein gar nichts dagegen. Mein Grossvater hatte nach diesem Angriff nur zerrissene Hosen. »

«Ihr hattet einen Löwen als Haustier? », fragte Sarah zweifelnd. Ich konnte nicht damit aufhören, ich hatte sonst ja nichts zu erzählen, nicht von Auslandferien oder von tollen Geschenken zum Geburtstag oder von Ausflügen. Was hätte ich denn erzählen sollen nach den Ferien, wenn Herr Lang uns im Unterricht fragte, was wir Spannendes erlebt hätten? Hätte ich vielleicht erzählen sollen, dass meine Eltern sich oft gestritten hatten, weil sie sich jeden Tag Sorgen machten? Dass sie als Asylbewerber* nicht arbeiten und reisen durften, uns Mädchen anschrien? Oder wie ich alleine war, weil niemand mich angerufen hatte, und dass ich mich die ganze Zeit über gelangweilt hatte? Oder vielleicht, wie ich oft geweint und meine Cousinen und Freundinnen vermisst hatte?

«Der Löwe, der übrigens auch so hiess, einfach nur ‘Löwe’», ich wusste nämlich keinen anderen Namen für ihn, «der Löwe war, nachdem er mit meinem Grossvater gekämpft hatte, sanft geworden, spielte sogar mit mir und meiner Schwester im Garten. Wir mussten uns nicht mehr fürchten. Ich glaube, mein Grossvater hatte ihm etwas ins Ohr geflüstert, einen Geheimnamen vielleicht, wie man das bei den kleinen Kindern macht, um ihnen ihren Namen zu geben, man flüstert ihren Namen drei Mal in ihr Ohr. Der Löwe war bestimmt nur darum böse gewesen, weil wir ihm keinen Namen gegeben hatten. »

«Treffen wir uns doch irgendwann einmal», meinte Sarah distanziert, «ich würde dich gerne wieder sehen. Wir haben uns schon so lange nicht gesprochen. Ich wollte dich anrufen. Aber ich arbeite viel in der letzten Zeit und komme zu nichts. Ausserdem bin ich wieder umgezogen. Komm mich doch besuchen, ich würde mich wirklich freuen. » Ich sagte «ja» und drückte sie fest an mich. Ihre Handflächen klopften leicht auf meinen Rücken. «Ich rufe dich nächste Woche an, versprochen! », rief sie mir noch über die Schultern zurückblickend zu, bevor sie in einer Gasse verschwand. Heute war es an mir, ihr misstrauisch nachzuschauen.

Nach M. Kureyshi * Flüchtlinge, die in einem fremden Land aufgenommen werden möchten.